1965 wurden die Grabungen des ÖAI im Artemision von Ephesos wieder aufgegriffen. Im Zuge dieser Arbeiten wurde der Altar gefunden und auch bisher nicht bekannte Bereiche des monumentalen Tempelbaus freigelegt. Darüber hinaus wurden zahlreiche Fragmente von Bauteilen beider aufeinander folgender Doppel-Ringhallentempel geborgen. Die Reste insbesondere des älteren Dipteros, des sog. Kroisos-Tempels, genannt nach dem Lyderkönig, der Säulen für diesen Monumentalbau stiftete, wurden sorgfältig dokumentiert und interpretiert. Das führte zu einer neuen – zeichnerischen – Rekonstruktion des archaischen Tempels (in Grundriss und Aufriss), die in manchen Details von der bisherigen abweicht; so gab es z. B. vor den Anten der Westfront nur zwei Säulenreihen. Zudem konnten durch die Aufnahme sämtlicher Ritzlinien und sonstiger genau zu messender Kanten und Achsen am Bau der Planungs- und Bauvorgang sowie Planänderungen und kleine Messfehler verdeutlicht werden. Die exakte Höhe der Säulen und damit des ganzen Baus lässt sich zwar nach wie vor nicht aus den erhaltenen Bauteilen ermitteln, da diese zu fragmentarisch sind. Aber die Gestaltung der Eckkapitelle der äußeren Ringhalle – mit Rosetten an der Innenseite – wurde geklärt, desgleichen die Ausbildung der Dachränder an der Außenseite des Tempels und an der Innenseite zum Sekos hin, der sicher ungedeckt war. Der Aufbau des Gebälks samt der Führung der Deckenbalken und Blattkranzkapitelle über der inneren Ringhalle wurden hypothetisch rekonstruiert. Überlegungen u. a. zur Bautechnik, zur partiellen Unfertigkeit, zur ursprünglichen Farbfassung und zur Metrologie runden die neue Untersuchung ab.