Für die urbane Topografie des antiken Ephesos war ihre zum Hafen gewandte Stadtansicht mit dem Theater von besonderer Bedeutung, die jedoch bislang kaum erforscht ist. Dies gilt auch für das Areal oberhalb des Theaters, das von einem beeindruckenden Gebäudekomplex an einer prominent wahrnehmbaren Position innerhalb des Stadtgefüges eingenommen wurde. Wenngleich die monumentalen Ruinen dieser Anlage nur teilweise frei liegen, haben Feldforschungen des Österreichischen Archäologischen Instituts seit 2009 neues Licht auf die Fragen ihrer Bau- und Nutzungsgeschichte sowie ihre Einbettung in die umgebende Stadtlandschaft geworfen. Wohl bereits im Hellenismus als Verwaltungsresidenz geplant, illustriert der Baukomplex aus städtebaulicher Sicht den Aufstieg des antiken Ephesos zu einem Zentrum der politischen Macht. In der römischen Kaiserzeit erstreckte sich die Palastanlage über eine Fläche von mehr als 10 000 m² und ist mit den wenigen archäologisch bekannten Statthalterresidenzen des Imperium Romanum gut zu vergleichen. Damit kann sie auch als Ausgangspunkt für Überlegungen dienen, inwieweit Architektur und Städtebau bei der Planung der Residenz und des umgebenden Stadtgebiets der Manifestation politischer Herrschaft dienten.