Review
1. Aegyptiaca in der griechischen Welt des fru¨hen 1. Jahrtausends v. Chr.
Der Seevo¨lkersturm um 1200 v. Chr. zersto¨rte die spa¨tbronzezeitliche Staatenwelt im o¨stlichenMittelmeerraum und unterbrach gro¨ßtenteils die internationalen, wechselseitigen Handels- undKulturbeziehungen. Die Epoche danach nennen wir die ‘Dark Ages’. Gegen Ende dieser Zeit, imVerlaufe des 10. Jahrhunderts v. Chr., intensivierten sich neuerlich die Kontakte der Griechenmit den naho¨stlichen Vo¨lkern. Eubo¨ische Keramik gelangte seit dem 10. Jahrhundert in das sy-risch-pala¨stinensische Ku¨stengebiet und nach Zypern, umgekehrt erreichten orientalische, insbe-sondere pho¨nikische Importe und Schmucktechniken den a¨ga¨ischen Raum. Im Gefolge desgriechisch-levantinischen Kulturaustausches kamen auch a¨gyptische und a¨gyptisierend-pho¨niki-sche Objekte seit dem 10. und 9. Jahrhundert v. Chr. nach Kreta und Lefkandi (auf Eubo¨a).Zur selben Zeit brachten naho¨stliche Handelsschi
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e ihre Waren in den su¨ditalischen Raum, woebenfalls im fortgeschrittenen 10. und im 9. Jahrhundert v. Chr. die ersten Skaraba¨en in Frauen-gra¨bern der einheimischen Nekropole von Torre Galli (Kalabrien) auftreten. Die Skaraba¨en sinddort teils asiatischen, teils a¨gyptischen Urspungs und werden wohl mit dem zypriotischen Ein-uss, der in der Nekropole fassbar ist, zu verbinden sein. Seit etwa 800 v. Chr. gewinnen die Aegyptiaca im a¨ga¨ischen und italischen Raum an Bedeutung, bis sie schließlich von der Mittedes 8. bis um die Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. in verschiedenen Phasen und mit o¨rtlichenUnterschieden in zahlreichen Ku¨stenzentren der griechischen Welt sowie in Etrurien einen Be-standteil der Orientalisierenden Epoche darstellen. Demgegenu¨ber bildete das a¨gyptische Ele-ment bei den Pho¨nikern im Osten wie im Westen stets ein Grundelement der eigenen Kultur und kommt in allen kunsthandwerklichen Gattungen zumeist auf dominante Weise zum Aus-druck. Durch pho¨nikische Pra¨senz, die u.a. in Rhodos, Kreta (Elevtherna, Kommos) oder im Ar-temision von Ephesos deutlich erkennbar ist, wird auch das a¨gyptische Kulturgut im a¨ga¨ischenRaum wesentlich bereichert.