Eine Archäologie von Ephesos und Ayasoluk. Die Transformation einer antiken Großstadt während der byzantinischen Zeit (6.-15. Jahrhundert), MiChA 24, 2018, 80-105., Sabine Ladstaetter
Review
Die Transformation einer antiken Großstadt während der byzantinischen Zeit (6.—15. Jahrhundert)
EPHESOS IN BYZANTINISCHER ZEIT
Ver waltungszentrum, Handelsstadt und Wallfahrtsstätte
Ephesos gilt als eindrucksvolles Beispiel für die Transformation einer römischen Großstadt während der Spätantike'. Das signifikant veränderte Erscheinungsbild der Stadt im 6. Jh., das Produkt einer über mehrere Jahrhunderte andauernden Entwicklung, sollte jedoch nicht über offensichtliche und für die weitere Sied- lungsgeschichte maßgebliche Konstanten hinwegtäuschen. Ephesos war auch während der byzantinischen Zeit ein bedeutendes administrativ-politisches Zentrum, wenn auch nur auf regionaler Ebene. Der ephesische Hafen bot eine funktionierende Meeresanbindung und garantierte, dass die Stadt auch weiterhin als Handels- und Verkehrsknotenpunkt florieren konnte'. Bereits im frühen 5. Jh. hatte sich das Stadtzentrum in das Hafengebiet verlagert, wo ein prächtiger Großbau, der sog. Byzantinische Palast, errichtet und die Basilika südlich des Olympieions in eine Kirche umgebaut wurde’. Das fertile und landwirtschaftlich höchst ertrag- reiche Hinterland garantierte nicht nur die Versorgung der Stadt, sondern produzierte auch für den Export. Zudem hatte Ephesos seine Funktion als kulturell-spirituelles Zentrum nicht verloren, vielmehr entwickelte sich, ausgehend von den zahlreichen christlichen Gedächtnisstätten, eine beachtliche Pilgerindustrie, die dem Wirtschaftsfaktor des Artemisions nicht nachstand. Mit der zeitgleich anzusetzenden Lokalisierung der Sieben-Schläfer-Legende in einem Felsspalt am östlichen Ausläufer des Panayirdag, des nördlichen Stadt- bergs von Ephesos, sowie des Johannesgrabes auf dem Ayasoluk war der Grundstein für die Etablierung von Ephesos als christlicher Wallfahrtsort gelegt’.