Review
Seit Beginn der archäologischen Forschungen in Ephesos zählt die Frage nach der Siedlungsge- schichte vor der hellenistischen Neugründung der Stadt durch Lysimachos zu den zentralen Fragen und auch zu jenen, die besonders häufig und kontrovers diskutiert wurden.
Eine Schlüsselstellung nimmt dabei das Gebiet des nördlichen Panayırdaπ ein. Es wird zumeist mit dem überlieferten Toponym Koressos identifiziert, das in den Schriftzeugnissen zum frühgriechischen Ephesos eine wichtige Rolle spielt. Als Erster unternahm J. Keil 1926 – 1929 systematische Ausgrabungen in diesem Bereich, mit dem Ziel, die literarische Tradition anhand der archäologischen Evidenz zu überprüfen. Die Ergebnisse seiner Untersuchungen fasste er in zwei Vorberichten zusammen; zu der geplanten ausführlichen Publikation kam es nicht.
In der Folge wurde die Diskussion über die Lokalisierung von Koressos und den sich daraus ergebenden Konsequenzen für die Topographie des frühen Ephesos mit unverminderter Intensität weitergeführt, jedoch blieb die archäologische Argumentationsgrundlage für die Nordseite des Panayırdaπ seit den 1920er Jahren dieselbe. Erst im Rahmen der Grabungen im Vediusgymnasium 2001–2005 kamen wieder Funde zutage, die zur Klärung der Frage beitragen können, wo die ›altionische Siedlung‹ lag, die nach der mythi- schen Überlieferung vom Oikisten Androklos gegründet worden sein soll. Diese Funde und ihr Kontext stehen im Mittelpunkt des vorliegenden Bandes.
Vorangestellt ist eine Einleitung, die einen Überblick über die komplexe, disparat publizierte Diskussion zur ephesischen Siedlungsgeschichte gibt. Um von einer möglichst breiten archäologischen Evidenz ausgehen zu können, wurden die detaillierten Angaben aus den
unveröffentlichten Tagebüchern J. Keils ebenso einbezogen wie seine in den Vorberichten ab- gebildeten Keramikfunde, die bislang noch nie im Einzelnen besprochen worden sind. So ist eine neue Ausgangsbasis gewonnen, auf deren Grundlage im abschließenden Teil Fragen der Siedlungsgeschichte des frühgriechischen Ephesos diskutiert werden.
Gedankt sei dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur (heute Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung), das im Rahmen einer Sonderfinanzierung die finanziellen Mittel für die Forschungen am Vediusgymnasium zur Verfügung stellte, so- wie dem Österreichischen Archäologischen Institut, insbesondere der Ephesos-Grabung und ihrem langjährigen Leiter F. Krinzinger, für die infrastrukturelle Unterstützung dieser Arbeiten. Dem interimistischen Direktor des ÖAI, J. Koder, danken die Autoren für die Aufnahme des Manuskripts in das Publikationsprogramm des Instituts.
Die Redaktion des Manuskripts übernahm B. Beck-Brandt, der herzlich gedankt sei. Für Umzeichnungs- und Digitalisierungsarbeiten danken die Autoren I. Benda-Weber, N. Math und A. Vári, für eine erste Durchsicht des Manuskripts A. M. Pülz. Die Montage der Tafeln nahmen in bewährter Weise N. Math und vor allem N. Gail vor; Letztgenannter zeichnet auch für die hochqualitativen Bildvorlagen verantwortlich. Bei der Erstellung des Kartenmaterials wurden die Autoren von Ch. Kurtze unterstützt.
Michael Kerschner Ireen Kowalleck Martin Steskal